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Ernst Wedel

25.02.1872 – 28.08.1941

Grabstelle Ernst WedelAbt. III 1

Ernst Wedel stammt aus einer alten jüdischen Familie, die aus dem Samland kommend, in Königsberg einen Getreidehandel führte. Er studierte Jura und konvertierte um 1890 mit seinem Bruder zum evangelischen Glauben.

Der deutschnationale Patriot begann seine berufliche Laufbahn als Stadtrat in Kiel. Nachdem er sich 1914 freiwillig zur Westfront gemeldet hatte, kehrte er nach Kriegsende wieder dorthin zurück. Später arbeitete er bei der Landesvizedirektion in Memel unter französischer Besatzung und wurde 1921 zum beliebten Oberbürgermeister von Insterburg in Ostpreußen. Wegen seiner jüdischen Herkunft verlängerte man 1933 seine Amtszeit nicht und schickte ihn in den vorzeitigen Ruhestand.

Auch Annemarie, seine 1909 geborene Tochter, konnte wegen der neuen diskriminierenden Gesetze ihre juristische Ausbildung nicht abschließen und so zog sie mit der Familie nach Berlin-Schlachtensee und später nach Lichterfelde.

Nach dem Ausbruch des 2. Weltkriegs meldete sich Ernst Wedel mit 67 Jahren noch zum freiwilligen Etappendienst, wurde aber ohne Begründung abgelehnt.

Als er an Krebs erkrankte und nach den damaligen gesetzlichen Bestimmungen als Jude nicht mehr behandelt werden durfte, erreichte er nur durch alte Verbindungen aus der Insterburger Zeit eine Aufnahme in ein Krankenhaus. Die Operation kam zu spät, er überlebte sie nicht.

Die Familie suchte nun verzweifelt einen Friedhof. Wegen seines Übertritts zum Christentum kam kein jüdischer Friedhof infrage, und alle anderen Friedhöfe lehnten die Bestattung eines Juden ab. Nachdem die Familie als letzten Ausweg schon eine Beerdigung im eigenen Hausgarten erwogen hatte, erklärte sich der Giesensdorfer Pfarrer Bergemann bereit, ihn hier zu bestatten. In der Woche seiner Beisetzung wurde die Pflicht zum öffentlichen Tragen des gelben Sterns eingeführt (19. September 1941).

Annemarie Wedel arbeitete seit 1933/34 in der Verwaltung des IG-Farben-Konzerns in Berlin, wurde nach Monowitz in die Nähe von Auschwitz versetzt und als „Mischling 1. Grades“ bis fast zum Kriegsende zwangsverpflichtet.

Es gelang ihr, sich nach Berlin durchzuschlagen, wo sie eine Hilfstätigkeit im Gartenbauamt bekam. 1950 wurde sie als Regierungsrätin in den Staatsdienst übernommen und arbeitete bis zur Pensionierung im Entschädigungsamt Berlin.


Quelle: Kurzer Lebensbericht der Annemarie Wedel vom 10.2. und 15.7.1996 im Archiv der Ev. Kirchengemeinde Petrus-Giesensdorf, Text: Gisela und Bernd Meyer, Juli 2021

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