Architekt und Bauwissenschaftler | 02.11.1861 – 20.09.1956
Friedrich Seeßelberg studierte Architektur, Kunst und Baugeschichte an den Königlichen Technischen Hochschulen Berlin und Hannover sowie an den Universitäten Berlin und Heidelberg. 1898 hat er sich für Architektur habilitiert und wirkte schließlich von April 1911 bis zu seiner Emeritierung 1927 als ordentlicher Professor für Philosophie der Baukunst an der Königlichen Technischen Hochschule Berlin (ab 1919 Technische Hochschule Berlin). Von 1914 bis 1918 war er Kriegsteilnehmer und hielt keine Vorlesungen.
Friedrich Seeßelberg war 1907 Mitgründer des Werdandi Bundes (Der Name des Bundes bezieht sich auf die nordische Schicksalsgöttin Werdandi /Verdhandi, eine der drei namentlich genannten Nornen, Schicksalsgöttinnen in der nordischen Mythologie). Viele weitere Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur und Öffentlichkeit schlossen sich diesem Bund an, dessen Zweck und Ziel darin bestand, einen Gegenbund zu der hypermodernen und als dekadent empfundenen Kunstbewegung zu begründen, um das Gesunde und Lebensbejahende in der Kunst stärker zu betonen und dem Künstler einen stärkeren Einfluss auf die deutsche Kultur zu verschaffen.
Zu den Mitgliedern gehörten die Worpswerder Maler Hans am Ende, Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Fritz Overbeck, die Literaten Wilhelm Busch, Wilhelm Raabe, Detlev von Liliencron, Freiherr Börris von Münchhausen, Felix Dahn, auch Komponisten wie Felix Draeseke, Sigmund von Hausegger, Max Schillings, Hans Pfitzner, Engelbert Humperdinck, Konrad Ansorge, Hans Sommer, Siegfried Wagner, Hugo Wolf, und neben vielen anderen sogar der spätere Bundespräsident Theodor Heuss.
Der Bund gab die „Monatsschrift für deutsche Kunst und Wesensart“ heraus. Das Werdandi-Jahrbuch von 1913 pries das deutsche Heer als „das vornehmste Kunstwerk des Deutschtums“ und Seeßelberg äußerte sich darin zu „deutschen Heerestugenden“, die sittlich über denen der Amerikaner usw. stünden.
Durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges wurden 1914 die Aktivitäten des Werdandi-Bundes eingestellt. Seeßelbergs Versuch, den Verein 1921 zu reaktivieren, scheiterte. Im Dritten Reich verweigerte man ihm die Aufnahme in die NSDAP und stufte ihn als einen alten Reaktionär ein.
Für die Gefallenen des 73. Infanterie-Regiment (Füsilier-Regiment Feldmarschall Prinz Albrecht von Preußen), dessen Bataillonskommandeur er selbst eine Zeit lang war, schuf er 1927 ein monumentales Denkmal aus einem riesigen Sandsteinquader. Das in der Eilenriede in Hannover stehende mächtige Werk wurde 2014 für 7.000 € restauriert..
Text: Gisela und Bernd Meyer, Juli 2021