Pfarrer | 06.05.1812 – 23.12.1894
Die Kreuze von vier aufgegebenen Pfarrergrabstätten wurden hinter der Kirche am Zaun zum Nachbargrundstück zusammengefasst. Man kann dort gut erkennen, dass es üblich war, dass ein neuer Pfarrer eine Tochter seines Vorgängers heiraten musste – obwohl das zu verlangen eigentlich verboten war. (Von etwa 1700 bis 1900 gab es in Giesensdorf nur eine Ausnahme von dieser Regel.)
Pfarrer Karl Friedrich Stephani, Pastor in Giesensdorf von 1840 bis 1893, nahm wie üblich die Tochter seines Vorgängers Georg Wilhelm Mulzer zur Frau. Über ein halbes Jahrhundert versah er gewissenhaft seinen Dienst – „milde und mit großer Klugheit“, wie ein Zeitgenosse es beschreibt. Schon als Student hatte er seinen Vorgänger und Schwiegervater häufig unterstützt, musste dieser doch, wie auch er später, in drei Gemeinden predigen. Lichterfelde hatte damals noch keinen eigenen Pfarrer, und Steglitz war sogar bis 1893 kirchlich mit Giesensdorf verbunden. Stephani war somit der letzte Pfarrer, der die Gemeinde Steglitz mitversorgte. Zur Feier seines 50-jährigen Amtsjubiläums bereitete ihm die Gemeinde ein großes Fest mit Gästen aus Berlin und vielen Amtsbrüdern der Nachbargemeinden.
Pfarrer | 17.06.1844 – 03.05.1921
Er kam aus Gützkow und machte sein Abitur am Gymnasium Greifswald. 1873 trat er seine erste Stelle in Giesensdorf an und war zunächst als Hilfsprediger tätig, dann als 2. Prediger. Er unterstützte seinen späteren Schwiegervater Stephani in der Versorgung der drei Gemeinden, bevor er 1893 der erste Pfarrer in der 1880 erbauten und nun selbstständigen Steglitzer Matthäuskirche wurde. Mit seiner Frau Marie, geb. Stephani, wohnte er in der Sternstraße 6, dem heutigen Kadettenweg.
Pfarrer | 27.04.1845 – 21.04.1918
Über Pfarrer Paul Gloatz gibt es nur wenige Informationen. Es ist lediglich bekannt, dass er von 1865 bis 1868 in Berlin Theologie studierte und sich intensiv mit der Geschichte der spekulativen Theologie und deren Verbindung mit anderen Religionen auseinandersetzte (1883 erschien der 1. Band seiner Studie), und dass ihm 1884 die Ehrendoktorwürde verliehen wurde. Seit 1886 hatte er in Dabrum in Sachsen eine feste Pfarrstelle. Dass er auf unserem Kirchhof beigesetzt wurde, ist sicher der Tatsache geschuldet, dass auch er eine Tochter Stephanis (Magdalena, 1846-1901) zur Frau hatte.
Pfarrer | 02.08.1860 – 1936
Er verbrachte seine Kindheit in Sangerhausen und ging dann zum Studium der Theologie nach Halle/Saale. Nach dem Vikariat in Thalwinkel bekam er eine Pfarrstelle in Branderoda im Geiseltal. Ein Asthmaleiden zwang ihn 1913 in die frühzeitige Pensionierung, und sein Arzt empfahl ihm wegen der besonders guten Luft (!), nach Groß-Lichterfelde zu ziehen. Mit Frau und Tochter ließ er sich in der Zerbster Straße nieder und hielt als Vertretungspfarrer manchen Gottesdienst in der Petruskirche. Nach 1933 wandte er sich der Bekennenden Kirche zu, bis er 1936 verstarb.
Text: Gisela und Bernd Meyer, Juli 2021