Der Großvater von Martin und Urgroßvater von Wolfgang Belling, Wilhelm Belling war Hirte und Schafherdenbesitzer am Gut Osdorf. Als 1890 der Osdorfer Gutsbesitzer Beer seine Ländereien zum Anlegen von Rieselfeldern an die Stadt Berlin verkaufen musste, verlor er dort seine Arbeit. So entschloss er sich, am Lichterfelder Ring eine Milchwirtschaft aufzubauen. Die Straße, die Richtung Großbeerener Seen führte, hieß damals Seestraße.
Ein Wohnhaus für die große Familie mit 12 Kindern sowie Stall- und Nebengebäude wurden errichtet. Der jüngste Sohn Reinhold Belling wird im Adressbuch von 1900 schon als Eigentümer genannt. Den Hof mit Kühen, Schweinen, zwei Pferden und dem üblichen Federvieh erbte dessen Sohn Martin Belling. Er stellte 1943 die Milchwirtschaft ein, nachdem die Scheune durch eine Bombe in Brand gesetzt worden war.
Nach dem 2. Weltkrieg amtierte er als Kirchenältester und nahm, wie es damals üblich war, auch die Prüfung der Konfirmanden ab. Nach Martins Tod (1904-1976) verkaufte seine Witwe Hilda Belling Haus und Grundstück an das Steglitzer Bezirksamt. Das Areal wurde zur Grünanlage, die sich rund um die Siedlung Osdorfer Str./Scheelestraße zieht – und nur wer es weiß, erkennt dort die zwei alten Birken, die den Eingang des Hofs flankierten.
Wolfgang Belling, Martins Sohn, war Ende der 50er Jahre einige Zeit Hausmeister in der Gemeinde. Das bemerkenswerte schmiedeeiserne Kreuz ließ er, der nun auch seit Mai 2021 hier ruht, für seinen Vater anfertigen.
Text: Gisela und Bernd Meyer, Juli 2021